Freitag, 4. Juni 2010

the president is... oder Freigeist vs. Parteisoldat

Herr Köhler hat das Handtuch geworfen. Einer Mimose gleich, hat er sich ins Private zurückgezogen. Die Hintergründe sind bekannt. Muss man nicht im politischen Alltag mehr Gegenwind aushalten können? Und nebenbei: warum behalten Bundespräsidenten ihre Bezüge bis zum Lebensende?

Dann wurde das Vewirrspiel eröffnet:
Wer hat sie eigentlich ins Spiel gebracht? Frau von der Leyen war plötzlich als Kandidatin im Gespräch, dann war sie es genauso schnell nicht mehr.
Der "inner circle" der Koalition hat nun Hr. Wulff nominiert oder besser gesagt hat entschieden, dass er Nachfolger sein soll.
Mit diesem Vorgehen hat die Regierung dem Amt mehr geschadet als Herr Köhler seinen Kritikern vorgeworfen hatte. Gewiss, auch SPD und Grüne haben "Ihren" Kandidaten vorgestellt, allerdings war von Hr. Gabriel zu hören, dass man bei der Kanzlerin angefragt habe, einen gemeinsamen Kandidaten zu finden.
Es ärgert mich, dass hier so verfahren wurde, als vergäbe man ein weiteres Ministeramt.
Warum gibt es keine weiteren Alternativvorschläge?

Wulff vs. Gauck heißt das "Duell" 

Herr Gauck bringt fast alles mit, was ihn für das Amt des Bundespräsidenten auszeichnet z.B.: Überparteilichkeit und er stellt eine moralische Instanz dar - die in ganz Deutschland anerkannt ist. Das hat Frau Merkel Hr. Gauck übrigens persönlich ins Heft geschrieben! http://snipurl.com/x3ehb
Genau das bräuchte dieses Land im Moment.
Jemanden der aufrüttelt, der mit einer direkten und klaren Sprache Einwürfe macht und hinterfragt.

Auf der anderen Seite haben wir den niedersächsischen Ministerpräsidenten Wulff, der seine Sache in Niedersachsen gut macht, aber eben parteipolitisch (CDU) gebunden ist.
Ist er deutschlandweit  anerkannt? Hat man von ihm schon überparteiliche Zwischenrufe gehört?
Was mich aber am meißten an dem Kandidaten der Koalition stört ist u.a.
- die "Politiker- Einheitssprache"/ fehlende Klarheit in der Sprache, wie sie in allen Parteien gesprochen wird(siehe auch die Videos->link unten)
- fehlender Kontakt zu den Bürgern dieses Landes
- er wurde aus parteipolitischen Gründen auserkoren, die Parteiinteressen haben Vorrang  ("...die Partei, die Partei, die hat immer Recht...")

Leider wird Gauck dieser Parteiräson zum Opfer fallen. Und dennoch habe ich die Hoffnung, dass einige Abgeordnete der Bundesversammlung nicht nur ihrer Partei hörig sind, sondern sich noch ein wenig Unabhängigkeit bewahrt haben.

 Am Ende noch zwei Videos der Pressekonferenzen/ Ankündigungen zur Nominierung der Kandidaten, da ist der große Unterschied vor allem in der Sprache spürbar:

Wulff: http://snipurl.com/x2uw3
Gauck:zweites Video auf: http://snipurl.com/x2pzd

Quellen:

http://www.zeit.de/politik/deutschland/2010-06/koehler-nachfolger-wulff
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2010-06/bundespraesident-gauck
http://www.freitag.de/positionen/1022-der-ein-viertel-kandidat
http://www.sueddeutsche.de/karriere/christian-wulffs-koerpersprache-ich-freu-mich-wirklich-1.953913
http://www.sueddeutsche.de/politik/koehler-nachfolger-wulff-merkels-juengling-1.953688
http://www.sueddeutsche.de/politik/joachim-gauck-kandidat-der-opposition-chancenloser-theologe-1.953687
http://www.presseportal.de/pm/79740/1625087/fuldaer_zeitung